Vor den SchülerInnen der Klasse 11/3 lag ein kleines großes Projekt, dass in Zusammenhang mit dem derzeitigen Unterrichtsstoff im Fach Geschichte stand und gemeinsam mit dem Praxissemesterstudenten Herrn Urbaneck, sowie der Stammkursleiterin Frau Preißler erarbeitet wurde. Die Aufgabe lautete, ein Familientreffen der Schott-Familie zur Zeit des 1. Weltkriegs zu veranstalten, bei dem jede Schülerin und jeder Schüler in die Rolle eines Familienmitglieds schlüpfen sollte. Wie es diese Ankündigung leicht vermuten lässt, kam es nun auch dazu….
Die Umstände des 1. Weltkrieges boten nur selten die Möglichkeit, als Familie beisammenzusitzen und sich über alles Geschehene austauschen zu können. Dieses Problem machte auch vor der Familie Schott nicht Halt. Doch nach zehrenden Wochen und Monaten während des Krieges ergab sich die Chance, sich in gemeinsamer Runde zu finden. Und so saßen sie nun vereint an einem großen Tisch, um sich über alles, was einer/einem wichtig erschien, auszutauschen.
Während auf der einen Seite Mutter Catharina mit zwei der drei Söhne, Rolf und Erich, Platz genommen hatte, machte es sich Vater Otto auf der gegenüberliegenden Seite mit Tochter Daniela, deren Ehemann Theis und der gemeinsamen Tochter Helga gemütlich. Eva, die erstgeborene Tochter der Schotts, saß in der Mitte der Tafel, und ließ ihren Mann Heinrich entschuldigen. Vermutlich hielt er nicht allzu viel vom Clan und wusste seine Zeit geselliger zu verbringen. Wo sich der dritte Sohn von Otto und Catharina, Gerhart, derzeit herumtrieb, statt dem Familientreffen beizuwohnen, wusste niemand der Anwesenden.
Guter Dinge ließen sich alle den bereitgestellten Kuchen schmecken und so stürzten sie sich in eine amüsante Konversation, die einige Male auch zu kleinen hitzigen Diskussionen führte.
Catharina, die oft auch als Käthe bezeichnet wird, konnte ihre Neugier nicht zügeln und brannte darauf zu erfahren, wie es um all ihre Kinder und deren eigene Familien bestellt war. So forderte sie ihre Tochter Daniela zur Auskunft auf. Diese wirkte sichtlich überrascht, weshalb ausgerechnet sie zu erzählen beginnen sollte. Einen Kuchenkrümel aus dem Mundwinkel wischend und das neugeborene Kind im Arm schaukelnd, berichtete Daniela, bisher nicht viel vom Krieg miterlebt zu haben. Die Rolle der Hausfrau und Mutter klebe an ihr. Nie wäre sie für den Krieg gewesen, sondern stets für Frieden eingetreten. Ihr Ehemann Theis habe, während sie allein zu Hause war, seinen Vaterlandsdienst im Lazarett erbracht, was ihm jedoch psychisch stark zusetzte. Wie er sagte, nährten die Gedanken an Frau und Kinder seine Hoffnungen an ein glückliches Leben nach dem Krieg.
Die Brüder Erich und Rolf berichteten ausführlich über Erlebtes an der Front und ihre bizarren Eindrücke. So sprachen sie unter anderem über ihre Angst nicht wieder nach Hause zurückzukommen, über Verständigungsprobleme, von Hungersnöten und kalten Wintern und über schlechte Schlafbedingungen.
Einigen der anwesenden Familienmitglieder schienen diese Erzählungen wohl etwas zu ausführlich, weshalb sie unhöflicherweise Parallelgespräche eröffneten. Aber nicht nur das. Denn obwohl Mutter Käthe mehr als einmal ihre Sorgen und Ängste zum Ausdruck brachte, sich als sehr traurig und einfühlsam zeigte, kam es immer wieder zu Reibereien an der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Daniela und Eva diskutierten über Themen, die von ausbaufähigen Kuchenbackfähigkeiten Danielas bis hin zu Schmeicheleien des jeweils anderen Ehemanns reichten. Darüber hinaus konnte Eva ihre Verzweiflung nicht mehr bändigen und begann schließlich zu weinen, was alle Familienmitglieder in kurzzeitige Sprachlosigkeit verfallen ließ. Im Verlauf des Treffens schlug Evas Niedergeschlagenheit in Aggression um und kurz geriet sie in einen Streit mit der eigenen Mutter. Denn die frage immer nur nach dem Wohlbefinden Danielas und kümmere sich auch nur um die Letztgeborene, statt ihrer ersten Tochter wenigstens etwas an Aufmerksamkeit zu schenken.
Ungeachtet der Worte Evas widmete sich ihre Mutter Daniela zu und erkundigte sich, ob denn die Briefe und Pakete auch angekommen seien und für Zufriedenheit gesorgt hätten.
Catharina, die Antworten nicht abwartend und sich aus Drang nach Austausch kaum zurückhaltend, erzählte nun auch aus dem eigenen Leben mit Otto. Sie berichtete über die Kuraufenthalte in Baden-Baden, die von zahlreichen Wanderungen geprägt waren.
So sei sie zusammen mit Otto in der Lage gewesen, zumindest teilweise aus dem alltäglichen Leben während des Kriegs auszubrechen.
Als hätte Vater Otto erkannt, dass es zum guten Ton als Familienoberhaupt gehört ebenso etwas zur Konversation beizutragen, ergriff er nun doch noch das Wort. Mehr als seiner Frau und ihren Erzählungen über die Kuraufenthalte recht zu geben, entwich ihm jedoch nicht. Seine Stärke bestand vielmehr in der Schlichtung der Spannungen zwischen Daniela, Eva und Theis.
Abschließend lässt sich sagen, dass es ein ausgelassenes Treffen war, bei dem eine angenehme Atmosphäre herrschte und die Familie einige Male trotz aller Gefühlslagen sowohl übereinander als auch miteinander lachen konnte.
Die SchülerInnen der 11/3 haben sich gut in ihre Rollen hineinversetzt, um so ein sehr amüsant anzusehendes Treffen der Schott-Familie darzubieten.
Einige Szenen des Treffens sind im Anhang zu finden.
Leonore Heyder, 11/3