Vom 14.07.2021 bis zum 16.07.2021 fand an unserer Schule das geplante Geschichtsprojekt „Fliegen oder Bleiben?“ der 11. Klassen statt. Gestartet wurde am Mittwoch mit einem gemeinsamen Filmabend in der Aula. Der Film „Ballon“ orientiert sich an der Lebensgeschichte der Familien Wetzel & Strelzyk. Die Familien waren im September 1979 mit einem selbstgebauten Heißluftballon von Pößneck aus über die innerdeutsche Grenze geflohen.
Am Donnerstag wurde dann von um 9 Uhr bis 15 Uhr in drei Gruppen in Workshops gearbeitet. Frau Kempken (Thüringer Archiv für Zeitgeschichte) leitete einen Workshop zur historischen & politischen Einführung der Lebensumstände in der DDR. Hierbei wurden unsere eigenen Zeitzeugenberichte reflektiert und verstärkt auf das Reisen in der DDR eingegangen. Interessant zu wissen ist, dass eine Reise in den Westen unter strengen Auflagen für bestimmte Menschen durchaus möglich war. Dr. Wanitschke, Mitarbeiter des Thüringer Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, brachte uns seine Stasi-Akte mit und bereitete uns auf das Zeitzeugengespräch mit Günter Wetzel am Freitag vor. Mit Herrn Hermann (Thüringer Archiv für Zeitgeschichte) sahen wir Teile der Dokumentation der Flucht, sowie erneut einzelne Ausschnitte des Films. Anschließend wurde die Dokumentation sowie der Film analysiert und Meinungen ausgetauscht.
Am Freitag stand das Highlight des Projektes an. 8:30 Uhr fand eine kurze Eröffnung statt, bei der sowohl die Oberstufenleiterin Frau Rusteberg, Herr Koch von der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, als auch der Zeitzeuge Günter Wetzel einige Worte an uns richteten. Danach fand das eigentliche Zeitzeugengespräch statt. Wir lernten Günter Wetzel als sympathischen und bodenständigen Menschen kennen. Er gab uns zu verstehen, dass er sich nicht als Held sehe, das Risiko der Flucht heute vermutlich nicht wieder eingehen werde, aber auch, dass er diese Entscheidung nicht bereue. Danach präsentierte uns Dr. Wanitschke die Stasi-Akte Günter Wetzels und erklärte uns wie man ausgehend von solchen Dokumenten professionell arbeitet. Der letzte Workshop wurde wieder von Frau Kempken geleitet und thematisierte die „unangepasste Jugend“ in Jena. Zum Abschluss gab es eine kurze Dankesbekundung an alle Beteiligten, sowie kleine Geschenke. Das MDR unterstütze das Projekt und sendete am Freitagabend 19 Uhr diesbezüglich einen kurzen Beitrag im Thüringen Journal. Alles in allem war es ein sehr gelungenes, rundes und interessantes Projekt.
Wir möchten uns in diesem Zusammenhang nochmals bei der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, dem Thüringer Archiv für Zeitgeschichte, dem Thüringer Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und bei Herrn Günter Wetzel bedanken. Ohne die Unterstützung dieser Akteure wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.
Verfasser: Till Rocktäschel
Berichte zum Projekt können auf folgender Internetseite angeschaut werden: